Varian Fry

Quartett

Varian Fry - Gruppenfoto Berliner Philharmonie aussen ohne Instrumente

Varian Fry

Quelle: wikipedia

Varian Fry besuchte die Hotchkiss School und die Harvard University, die er 1931 als Bachelor of Arts abschloss. Als Korrespondent für die amerikanische Zeitschrift The Living Age besuchte er 1935 Berlin und wurde mehrfach persönlich Zeuge der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten. Aufgrund seiner Erlebnisse schwer erschüttert, begann er, für die Arbeit gegen den Nationalsozialismus Geld zu sammeln. 1938 promovierte er an der Columbia Universität in New York, bis 1940 gab er Bücher für die Gesellschaft für Außenpolitik heraus.

Kurz nach der Besetzung Frankreichs wurde in den Vereinigten Staaten eine Organisation (ERC – Emergency Rescue Committee) gegründet, um vor allem Intellektuellen, die nach Frankreich geflohen waren, die Ausreise in die USA zu ermöglichen. Im deutsch-französischen Waffenstillstandsvertrag war eine Liste von Regimegegnern erstellt worden, die an Deutschland ausgeliefert werden sollten, darunter vor allem jüdische Intellektuelle. Im Juni 1940 beschloss die US-Regierung, den von Verfolgung Bedrohten freie Einreise in die USA zu gewähren. Daher wurden 200 Visa v.a. für Intellektuelle erteilt. Varian Fry wurde nach Marseille geschickt, wo eine große Zahl von Regimekritikern versammelt war. Er erhielt finanzielle Mittel und Listen mit Personen, denen er die Ausreise ermöglichen sollte.

In Marseille wurde seine Ankunft bekannt, und weit mehr Menschen wandten sich an ihn, um Hilfe zur Ausreise zu bekommen. Fry sammelte eine kleine Gruppe Freiwilliger um sich (darunter Albert O. Hirschman), die unter wachsamer Aufsicht des Vichy-Regimes Menschen in der Villa Air-Bel versteckten, bis sie – häufig unter der Führung von Lisa und Hans Fittko [1] über die Pyrenäen – aus dem Land geschmuggelt werden konnten. Auf diesem Weg gelang es ihm, mehr als 2.200 Flüchtlingen den Weg über die Grenze ins neutrale Portugal zu ermöglichen, von wo sie in die Vereinigten Staaten weiterreisen konnten. Anderen ermöglichte er die Ausreise per Schiff von Marseille zu der französischen Kolonie Martinique, von wo ebenfalls der Weg in die USA möglich war.

Seine Arbeit ließ sich nicht lange geheim halten; sowohl die US-Botschaft in Vichy-Frankreich als auch das Vichy-Regime selbst versuchten, seinem Streben Einhalt zu gebieten. Im Dezember 1940 wurde er inhaftiert, kam aber frei und arbeitete weiter. Nach 13 Monaten Arbeit in Marseille wurde er im August 1941 durch einen Hinweis der US-Botschaft endgültig von der französischen Polizei festgenommen und in die USA abgeschoben.

Unter Frys engsten Helfern befanden sich Amerikaner wie Miriam Davenport, eine frühere Kunststudentin an der Sorbonne, und die amerikanische Erbin Mary Jayne Gold, eine Kunstliebhaberin, die in den frühen 30er Jahren nach Paris gekommen war. Als die Nazis 1940 in Frankreich einmarschiert waren, ging Gold nach Marseille, wo sie mit Fry zusammenarbeitete und half, die von ihm aufgebaute Organisation zu finanzieren.

Unter den von Fry geretteten Personen befanden sich unter anderen Hannah Arendt, Ernst Josef Aufricht, Georg Bernhard, André Breton und seine Frau Jacqueline, Marc Chagall, Marcel Duchamp, Max Ernst, Lion Feuchtwanger, Leonhard Frank, Fritz Kahn, Konrad Heiden, Heinz Jolles, Wifredo Lam, Wanda Landowska, Jacques Lipchitz, Alma Mahler-Werfel, Heinrich Mann und Golo Mann, André Masson, Walter Mehring, Otto Meyerhof, Soma Morgenstern, Hans Natonek, Hans Namuth, Hertha Pauli, Alfred Polgar, Hans Sahl und Franz Werfel.

1945 veröffentlichte Fry unter dem Titel Surrender on Demand (dt. Auslieferung auf Verlangen) ein Buch über seine Zeit in Frankreich. 1968 gab der amerikanische Schulbuchverleger Scholastic eine Taschenbuchausgabe unter dem Titel Assignment: Rescue heraus; in der Folge sind noch viele Auflagen unter beiden Titeln erschienen. Fry machte durch deutliche kritische Aussagen gegen die US-Einwanderungsregelungen von sich reden und brachte diese in direkten Zusammenhang mit dem Schicksal der Juden in Europa. Bereits im Dezember 1942 hatte er einen Artikel The Massacre of Jews in Europe veröffentlicht.[2]

Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten engagierte er sich in der Bürgerrechtsbewegung und wurde Mitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte, 1944 trat er der in New York gegründeten Liberal Party bei. 1943 bis 1946 war er Direktor für Internationale Angelegenheiten der American Labor Conference. Ab 1946 war er in Führungspositionen weiterer Vereinigungen, so war er Präsident der Cinemart Incorporated (1946–1953), Präsident der Cinemart International Corporated (1951–1953), Mitglied im amerikanischen Filmkonzil und in der amerikanischen Ornithologischen Union.